Glas – ein unterschätztes Material

Auf den ersten Blick scheint es, als habe Plastik die Welt vollkommen im Griff. Zu einem gewissen Grad stimmt der Eindruck wohl (leider) auch, denn Stück für Stück wurden andere Materialien durch Kunststoff ersetzt. Diese Entwicklung aber hat Grenzen, zumindest heute noch. Auch wenn Plastikbecher nicht gerade rar sind, sind in den meisten Küchenkästen noch überwiegend Trinkgläser zu finden. Die Fassung von Glühbirnen aus Kunststoff zu fertigen wäre ebenso unpraktisch wie die Scheiben von Fenstern, was bedeutet, Glas umgibt uns im täglichen Leben und findet Einsatz in neuen, zukunftsorientierten Bereichen.

Traditionell und innovativ
Dieses Material, dessen Geschichte bis zu den ältesten Hochkulturen der Menschheit zurückreicht, bietet vielfältigste Verarbeitungs- und Verwendungsmöglichkeiten. Neben den oben genannten, ist Glas natürlich in der Schmuckherstellung und für Dekorationszwecke unverzichtbar. Ein optisch weniger interessantes, dafür ökologisch relevantes Einsatzfeld ist Solartechnik bzw. Photovoltaik. Bedenkt man, dass Glas auch in speziellen medizinischen Fällen ebenso wie in der Elektrotechnik gebraucht wird, wird klar, dass es keineswegs überholt ist.

Selbiges beweist auch ein Blick ins Branchenbuch. Glasereibetriebe sind in der Sparte der Handwerker
immer noch zahlreich vertreten, wobei sich viele dieser Firmen spezialisieren oder, quasi „fächerübergreifend“, auch Holz-, Keramik- oder Malerarbeiten anbieten. Der Begriff Kunsthandwerk ist in der Reihe der aufgelisteten Unternehmen ebenfalls häufig zu finden, und tatsächlich ist die kreative Verarbeitung von Glas, das liebevolle Herstellen von Einzelstücken heute vermutlich mehr gefragt denn je, denn, im Gegensatz zu Plastik, steht es für Dauerhaftigkeit und hohe Qualität. Das soll nicht heißen, dass aus Kunststoff gefertigte Gegenstände immer mangelhaft oder qualitativ minderwertig sind. Besonders im Dekorations- und Schmuckdesign aber kann Glas, mit Ausnahme von Edelsteinen vielleicht, kaum ersetzt werden. Die Ausbildung zum Glaser oder zur Glaserin dauert, wie die der meisten Lehrberufe, drei Jahre und findet direkt in Betrieben statt, die entweder auf die Herstellung von Fenstern und Türen oder tatsächlich auf die Verarbeitung von Glas spezialisier sind. Dass Genauigkeit, technisches Verständnis und Geschick unerlässlich sind um diesen Beruf zu erleben, versteht sich wahrscheinlich von selbst. Dazu kommt im besten Fall noch etwas Feingefühl und Liebe zu einem Material, das heute auf keinen Fall obsolet geworden ist.